Leistung

Hach ja… #88

„Die Ideologie einer Leistungsgesellschaft, in der der gesellschaftliche Status eines Menschen durch seine individuell erbrachten Leistungen bestimmt sei, ist so tief in unserer Kultur verankert, dass wir sie gar nicht mehr als Ideologie bemerken. Schule, Universitäten und der gesamte Bildungsbereich dienen ihrer Verbreitung und sind auf ihrer Grundlage organisiert. Sie führt bei denjenigen, die nicht zu den sozial glücklich Gestellten einer Gesellschaft gehörten, dazu, dass dies sich die Ursachen für ihre Situation selbst zuschreiben. Sie erzeugt daher bei einem großen Teil der Bevölkerung angst- und schamauslösende Versagensgefühle.“

Rainer Mausfeld: Angst und Macht.

BR Radiowissen: Leistung und Leistungsgesellschaft

Wer sich fragt, wo Burnout (vielleicht ja auch der eigene) und die stressbedingten persönlichen und gesellschaftlichen Krisen herkommen, mit welchen wir dieser Tage konfrontiert sind – die eine vielleicht mehr, der andere weniger – sei wärmstens auf diesen wirklich supertollen und sehr sehr hörenswerten Radiowissen-Podcast des Bayerischen Rundfunks hingewiesen: Die Leistungsgesellschaft – Ein Phänomen der Moderne.

Alle, die Root Cause Analysis betreiben wollen, werden hier fündig. Vielleicht nicht hilfreich für die akute Burnout-Krise, aber um zu verstehen, wie es dazu kam und zu verstehen, dass man nicht allein ist und warum dem so ist, sehr sehr empfehlenswert.

Im Podcast kommt auch die Historikerin Nina Verheyen zu Wort, die ein ebenso tolle und lesenswertes Buch zu jenem Thema geschrieben hat, das von Burnout Betroffenen Menschen und alle, die gesund leisten wollen die Augen öffnet: Verheyen, Nina: Die Erfindung der Leistung. München, 2018. (Übrigens im Moment noch kostenlos bei der Bundezentrale für Politische Bildung in einer Sonderausgabe  zu haben – gegen Porto.)

 

Rezension: Sicher ist sicher?

Gerade unsereiner hat ja einen langen Teil seines Lebens daran geglaubt, dass viel auch viel helfe. Sich kräftig ins Zeug legen, dann wird alles gut! Dass uns das zumindest gesundheitlich, psychisch, seelisch und oft genug auch sozial gar nicht immer so gut tut, das dürfen wir ja gerade in den Burnout-Krisen oft lei

dvoll erfahren. Und offensichtlich ist auch ganz grundsätzlich nicht so weit her mit der Korrelation von Einsatz und Erfolg. Das Glück und der Zufall spielen wohl eine sehr sehr große Rolle im Spiel unseres Lebens. Ein bisschen bitter, diese Erkenntnis. Denn sie unsere tiefsten Überzeugungen zum Wanken. Und ein bisschen tröstlich. So können wir es eben auch ein bisschen lockerer angehen. Wenn wir es zulassen. 🙂 Zur Rezension von  Robert Franks Buch „Ohne Glück kein Erfolg. Der Zufall und der Mythos der Leistungsgesellschaft.“ München (dtv), 2018

 

 

 

Besser lernen durch Leistungsorientierung?

„Im Bildungsbereich hat Carol S. Dweck argumentiert, dass Menschen, die man dazu bringt, an das eigene Veränderungspotenzial zu glauben, eher bereit sind, das Lernen als Ziel zu wählen als die reine Leistung. Das hilft ihnen dann, negatives Feedback besser zu ertragen und nicht so schnell aufzugeben. Ein Schüler, der nichts weiter als gute Noten haben will (Leistung als Ziel), wird auf einen Misserfolg mit Selbstzweifeln reagieren und seine Bemühungen möglicherweise aufgeben, weil er fürchtet, nicht mehr als ‚guter Schüler‘ angesehen zu werden. Dwecks Theorie zufolge reagiert ein Schüler, der Lernen als Ziel wähl auf das gleiche negative Feedback mit mehr Gelassenheit. ‚Oh, interessant, dieses Feedback kann ich nutzen, um in Zukunft mein Lernen noch erfolgreicher zu gestalten.n, eher bereit sind, das Lernen als Ziel zu wählen als die reine Leistung. Das hilft ihnen dann, negatives Feedback besser zu ertragen und nicht so schnell aufzugeben. Ein Schüler, der nichts weiter als gute Noten haben will (Leistung als Ziel), wird auf einen Misserfolg mit Selbstzweifeln reagieren und seine Bemühungen möglicherweise aufgeben, weil er fürchtet, nicht mehr als ‚guter Schüler‘ angesehen zu werden. Dwecks Theorie zufolge reagiert ein Schüler, der Lernen als Ziel wähl auf das gleiche negative Feedback mit mehr Gelassenheit. ‚Oh, interessant, dieses Feedback kann ich nutzen, um in Zukunft mein Lernen noch erfolgreicher zu gestalten.'“

Oettingen, Gabriele: Die Psychologie des Gelingens. München, 2014

Ist Angst immer schlecht?

„Die Forschung zeigt immer wieder, dass vollkommene Angstfreiheit die Leistungsfähigkeit in gleichem Maße herabsetzen kann wie extreme Ängste, vor allem wenn es um komplizierte Aufgaben geht.“

Oettingen, Gabriele: Die Psychologie des Gelingens. München, 2014

„Ich leiste, also bin ich.“ – Über die Mutter des Burnouts

Wie kommt es zu Burnout? Wer dieser Frage nachgeht, kommt sehr bald auf das Thema Leistung und Leistungsorientierung. Ein wahnsinnig guter, erhellender Podcast hierzu lief neulich auf BR2: „Die Leistungsgesellschaft – Ein Phänomen der Moderne

Wärmste Emfpehlung für alle, die sich mit Burnout befassen!


(Selbst-) Ausbeutung in der Leistungsgesellschaft

_muedigkeitsgesellschaftDie Arbeits- und Leistungsgesellschaft ist keine freie Gesellschaft. Sie erzeugt Zwänge. Die Dialektik von Herr und Knecht führt am Ende nicht zu jener Gesellschaft, in der jeder ein Freier ist, der auch zur Muße fähig wäre. Sie führt vielmehr zu einer Arbeitsgesellschaft, in der der Herr selbst ein Arbeitsknecht geworden ist. In dieser Zwangsgesellschaft führt jeder sein Arbeitslager mit sich. Die Besonderheit dieses Arbeitslagers ist, dass man Gefangener und Aufseher, Opfer und Täter zugleich ist. So beutet man sich selbst aus. Dadurch ist die Ausbeutung ohne Herrschaft möglich.

Byung-Chul Han: Müdigkeitsgesellschaft. Berlin 2016

Was ist Erfolg? Mini-Serie auf Teamworkblog.de

Hier ein Lesetipp zum Thema „Was ist Erfolg?“ Diesmal ist es ein Hinweis, ein bisschen auch in eigener Sache: Zwei Posts, die kürzlich auf dem Teamworkblog veröffentlicht wurden. Thema: Erfolg. Das hat schon viel auch mit uns Leistungswilligen und Erfolgssuchern zu tun, nicht wahr? 🙂

Würde mich freuen, wenn Euch die Texte zusagen.
Beste Grüße, E.