Burnout als Krankheit

Spektrum.de: Warum Burnout keine Krankheit ist

Tja, da hatten sich einige Journalisten offensichtlich schon gefreut, dass die WHO Burnout als Krankheit anerkennen würde, weshalb sie es als Nachricht in die Welt trugen. Wie bereits neulich schon erwähnt: Da war vermutlich der Wunsch Vater des Gedankens, wie uns auch Spektrum.de aufklärt: Warum Burnout keine Krankheit ist. Burnout ist von der WHO lediglich als „Faktor, der die Gesundheit beeinträchtigen kann“ neu definiert. Immerhin: Betroffene werden das aus ihrer Erfahrung voll und ganz bestätigen können.

Gesundheit! (Oder doch Krankheit?)

In unseren Gesprächen diskutieren wir gelegentlich, ob Burnout nun eine gute oder schlechte Sache sei? Hilft uns Betroffenen, dass wir uns mit dieser Krankheit identifizieren können? Oder ist es doch eher hinderlich? Ist es nun ein krankes Muster oder hilft die Burnout-Krise nicht letztendlich dabei, ein gesundes und zufriedenes Leben anzustreben?

In diesem Zusammenhang war die Meldung interessant, dass die WHO ihren Diagnosekatalog ICD („International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems“) neu ordnet, um die neue Fassung dann im kommenden Jahr zu veröffentlichen. Burnout wird dann – so war zu hören, sehen und lesen – dann anders als bisher als Krankheit behandelt werden. Eine überraschende Meldung, schließlich geht es bei solcherlei Entscheidungen eigentlich immer um die Frage, welche gesundheitspolitische Auswirkungen man bezwecken möchte. Mit anderen Worten, es geht um wirtschaftliche Interessen oder nochmal anders ausgedrückt: Es geht – wie so oft – darum, wohin das Geld im Gesundheitssystem umgeleitet wird, sprich: Wer bekommt die meiste Kohle.)

Hilft es wirklich, Burnout als Krankheit zu sehen?

Wenn psychische Störungen mit Krankheit und Einschränkung verbunden werden, so kann dies negative Folgen für die Behandlung haben. Der Patient kann sich unter dieser Prämisse nur allzu leicht in die Rolle des Hilflosen begeben und passiv auf die Lösung durch Medikamente oder durch den Therapeuten warten. Diagnosen werden daher von Szasz (1973), aber auch von anderen Therapeuten als sich selbst erfüllende Prophezeiungen kritisiert, die das aktuelle Problemerleben festigen.

Roth, Gerhard; Ryba, Alica: Coaching, Beratung und Gehirn. Neurobiologische Grundlagen wirksamer Veränderungskonzepte. Stuttgart, 2016.