Philosophisches

Was uns motiviert

Bauer, Joachim: Das Prinzip Menschlichkeit. Warum wir von Natur aus kooperieren. München, 2008.

„Worauf die Motivationssysteme [mindestens des Menschen, vermutlich aber aller Säugetiere] zielen, ist also Zuwendung und die gelingende Beziehung zu anderen. Dies erklärt die bekannte Tatsache, dass Menschen nach dem Verlust wichtiger zwischenmenschlicher Bindungen oft einen Einbruch ihrer Lebensmotivation erleben und von Gefühlen der Sinnlosigkeit geplagt sind. Verlustereignisse sind, wie Studien belegen, typische Auslöser von Depressionen und anderen psychischen Krisen. Die Tatsche, das länger dauernde soziale Isolation oder der Verlust wichtiger zwischenmenschlicher Bindungen zu einem Absturz der Motivationssysteme führen können, macht etwas Entscheidendes deutlich: Alle Ziele, die wir im Rahmen unseres normalen Alltags verfolgen, die Ausbildung oder den Beruf betreffend, finanzielle Ziele, Anschaffungen etc., haben aus der Sicht unsere Gehirns ihren tiefen, und meist unbewussten ‚Sinn‘ dadurch, dass wir damit letztlich auf zwischenmenschliche Beziehungen zielen, das heißt, diese erwerben oder erhalten wollen. Das Bemühen des Menschen, als Person gesehen zu werden steht noch über dem, was landläufig als Selbsterhaltungstrieb bezeichnet wird.“

 

Beziehungsstress als Grund für Burnout, Depression & Herz-Kreislauf-Beschwerden

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Bauer, Joachim: Prinzip Menschlichkeit. Warum wir von Natur aus kooperieren. Hamburg 2006, S. 60ff.

„Wer Menschen nachhaltig motivieren will […], muss ihnen die Möglichkeit geben, mit anderen zu kooperieren und Beziehungen zu gestalten. […] Da sie mit der Ausschüttung der Glücksbotenstoffe Dopamin, Oxytozin und Opioide einhergehen, sind gelingende Beziehungen das unbewusste Ziel allen menschlichen Bemühens. Ohne Beziehung gibt es keine dauerhafte Motivation. Die von den Motivationssystemen ausgeschütteten Botenstoffe ‚belohnen‘ uns nicht nur mit subjektivem Wohlergehen, sondern […] auch mit körperlicher und mentaler Gesundheit. Dopamin sorgt für Konzentration und mentale Energie, die wir zum Handeln benötigen. Besonders gesundheitsrelevant ist jedoch das, was Oxytozin und die endogenen Opioide leisten: Sie reduzieren Stress und Angst, indem sie das Angstzentrum der Mandelkerne (Amygdala) und das oberste Emotionszentrum (Anteriorer Cingulärer Cortex) beruhigen. Belastete und belastende Beziehungen führen nicht nur zu einem ‚Sinkflug‘ der Motivationssysteme. Wenn die Ausschüttung von Oxytozin und Opioiden ausbleibt, entfallen auch die erwähnten beruhigenden Wirkungen auf das Angst- und das oberste Emotionszentrum. Dies hat eine neurobiologische Erregungsreaktion zur Folge. Im Normalfall, also bei Beziehungskonflikten, wie sie im Alltag laufend vorkommen, ist diese Reaktion durchaus sinnvoll, denn sie veranlasst uns, uns verstärkt um Kooperation und Normalisierung zu bemühen. Dauerhaft gestörte Beziehungen oder der vollständige Verlust tragender Bindungen können dagegen einen ‚Absturz‘ der Motivationssysteme zur Folge haben. Der Ausfall der beruhigenden Effekte auf die Emotionszentren kann sich in einer solchen Situation massiv bemerkbar machen. Über die Mandelkerne, die emotionalen Angstzentren des Gehirns, kann es dann zu einer Hochschaltung von Stressgenen und zur Ausschüttung von Alarmbotenstoffen  in tiefer gelegenen Hirnarealen kommen.* Abgesehen von der Möglichkeit massiver Aggressionsentwicklung, zeihen Beziehungskrisen oder Verluste in der Regel eine zweiphasige seelische Reaktion nach sich: Kurzfristig setzt meistens ein Gefühl von Schmerz und Erregung ein, das mit Angst, Panik, Trauer (oder Aggression) verbunden sein kann. Langfristig – das heißt, falls Beziehungsstörungen chronisch anhalten oder falls ein Verlust (noch) nicht verkraftet werden konnte – kann es zu verschiedenen Spielarten einer depressiven Störung kommen. Diese Reaktionsketten laufen unabhängig von unserer bewussten Kontrolle ab. Sie sind bereits bei Säuglingen zu beobachten.“

*“Bleibt bei schweren Krisen auf der Beziehungsebene die beruhigende Wirkung von Oxytozin auf die Mandelkerne (Amygdala) aus, schütten die Nervenzellen der Mandelkerne den erregenden Nervenbotenstoff (Neurotransmitter) Glutamat aus. Dieser aktiviert dann zwei in den tieferen Regionen des Gehirns gelegene Alarmzentren: Zum einen werden im Hypothalamus Stressgene angeschaltet (mit der Folge, dass es im Körper zu einer Erhöhung des Stresshormons Cortisol kommt). Zum andere aktiviert das von den Mandelkernneuronen ausgeschüttete Glutamat Alarmzentren des Hirnstamms, wo es dann unter anderem zur Ausschüttung von Noradrenalin kommen kann. Noradrenalin setzt das gesamte ‚Panikorchester‘ des Körpers in Gang, einschließlich Herz, Kreislauf und Psyche.“

Der Krieg als Grundlage seelischer Störungen?

„Es war für die meisten ein völlig neuer Gedanke, sich vorzustellen, ihr verunsichertes Lebensgefühl könnte von Eltern stammen, die sich nicht von ihren Kriegerlebnissen erholten hatten. War es möglich, dss eine Zeit, die nun schon über 60 Jahre zurücklag, so star in ihr Leben als Nachgeborene hineinwirkte? Und wenn ja, warum wussten Sie nichts davon?“

„Dass schwere Schuld an die Nachkommen weitergegeben wird, davon kann man in der Bibel lesen. Auf Grund der Ergebnisse der Traumaforschung und der Holocaustforschung wird der Generationentransfer in der Fachwelt nicht länger bestritten. Von einem Trauma wird bei den Nachkommen nicht mehr gesprochen, allenfalls von einem ’sekundären Trauma‘, wohl aber von ‚Menschen mit Bindungsstörungen‘, oder abgeschwächt von solchen, die, wie es in der Fachliteratur heißt, ‚unsicher gebunden sind.‘ Der Hintergrund: Eltern konnten ihren Kindern in den frühen und damit entscheidenden Jahren nicht ausreichend Halt geben und nur wenig Vertrauen ins Leben vermitteln.“

Sabine Bode: Kriegsenkel. Die Erben der vergessenen Generation. Suttgart 2011

 

 

Seelischer Schmerz, ok. Warum aber tun die Knochen so weh?

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„Schmerz als Reaktion auf Beziehungskrisen oder Verluste ist keine ‚Einbildung‘. Noaomi Eisenberger konnte […] nachweisen, dass Menschen, die in einer für sie unverständlichen Weise von anderen aus der Gemeinschaft ausgegrenzt und ausgeschlossen werden, nicht nur psychologisch, sondern auch neurobiologisch mit einer Mobilisierung des emotionalen Schmerzzentrums reagieren. Das Gehirn scheint zwischen seelischem und körperlichem Schmerz nur unscharf zu trennen. Untersuchungen zufolge erleben Menschen, die sich allein gelassen fühlen, körperliche Schmerzen stärker als Personen, denen mitmenschliche Unterstützung zur Verfügung steht. Auch hier zeigt sich, wie sehr wir neurobiologisch auf Kooperation hin konstruiert sind.“

Bauer, Joachim: Prinzip Menschlichkeit. Warum wir von Natur aus kooperieren. Hamburg 2006, S. 62

Hach ja… #27

Ob Konkurrenz und Kampf die primären inneren Triebkräfte sind, die das Verhalten lebender Systeme steuern ist fraglich. Auf den Menschen bezogen sind diese Annahmen falsch.

Joachim Bauer, Prinzip Menschlichkeit

Gelingendes Leben – aus neurobiologischer und soziologischer Sicht

Neulich kamen wir in unseren Gruppengesprächen auf DIE Frage aller Fragen im Zusammenhang mit unserer Erkrankung, die ja auch im Leben ganz generell über allem thront: Wozu das alles?

Schon wirklich viele Menschen haben sich den Kopf genau darüber zerbrochen, darunter sehr viele – ebenfalls 🙂 – sehr kluge Menschen. Als Philosophen, Maler, Schrifsteller, Musiker, Wissenschaftler, Politiker, Religionsführer etc. versuchten sie, Antworten zu finden und zu geben. Besonders hervorzuheben sind vielleicht

Hach ja… #26

„Wozu dient Einsicht, wenn man auf keine nützliche Melancholie stößt.“

Ry?nosuke Akutagawa, japanischer Dichter

Lass die Sonne rein!

Die Sonne reinLass Die Sonne Rein – Die fantastischen Vier

Sommer, Sonne, Sonnenschein zieh‘ ich mir furchtbar gerne rein
Das war nie genug, doch hier ist ?Lass die Sonne rein?
?
Die Sonne rein?? fragst du und bist ziemlich aufgebracht
Du kannst mich nicht verstehn, denn sie hat mit dir Schluss gemacht
Dein Wagen in der Werkstatt, der Urlaub in den Binsen
Dein Boss hat es satt, auf der Bank zahlst du Zinsen
Öffne deine Augen, deinen Geist, lass dir erklären
es ist nicht unbedingt wichtig, nur die Kohlen zu vermehren
?
Ach hätt‘ ich doch, ach hätt‘ ich doch!? Hmm, dass ich nicht lache
Locker bleiben, bleib

Frohe Weihnachten & alles Gute für 2016

Als ich mich selbst zu lieben begann…

Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich verstanden, dass ich immer und bei jeder Gelegenheit
zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin
und dass alles, was geschieht, richtig ist –
und von da an konnte ich ruhig sein.
Heute weiß ich, das nennt man VERTRAUEN.

Als ich mich selbst zu lieben begann,
konnte ich erkennen, dass emotionaler Schmerz und Leid
nur Warnungen für mich sind, gegen meine eigene Wahrheit zu leben.
Heute weiß ich, das nennt man AUTHENTISCH SEIN.

Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört,

„Ursprungsordnung & Anmaßung“

„In sozialen Systemen zumindest im westlichen Kulturkreis scheint eine Form von Ordnung eine bestimmte Wirkung auf Systemmitglieder auszuüben, Hellinger nannte sie die „Ursprungsordnung“ […]. Diese richtet sich nach dem Zeitpunkt des Eintritts in ein System: Ein Systemmitglied, das früher Mitglied eines Systems wurde, hat einen höheren ‚Rang‘ als eines, das später gekommen ist, Verdrehungen können mit Problemen einhergehen. Diese Dynamik scheint nicht nur in Familien wirksam zu sein. Auch in Organisationen kann es an den Punkten zu Störungen kommen, wo die später gekommenen Personen den länger im System Lebenden ihr Achtung und ihren Respekt verweigern.“

Schlippe (325x499)von Schlippe, Arist; Schweitzer, Jochen: Systemische Interventionen. Göttingen 2009

 

Ich weigere mich, aufzugeben

SuperpunkSuperpunk: Ich weigere mich, aufzugeben

Es gibt nur ein Leben und deshalb weigere ich mich aufzugeben
Es gibt nur ein Leben und deshalb weigere ich mich aufzugeben

Manchmal kommt es mir so vor, als sei ich umstellt,auf einem Platz in Bolivien
und wenn der Regen schwer auf Hamburg fällt,

kommt es mir so vor,
als regnet es überall auf der Welt.

Doch es gibt nur ein Leben und, deshalb weigere ich mich aufzugeben
Es gibt nur ein Leben und, deshalb weigere ich mich aufzugeben

Uns alles war ich anfass‘ verwandelt sich in Blei,
doch nichts ist vorbei bevor es vorbei ist
Meine Damen, meine Herren, ich weiß sie kennen alle Tricks,
doch sie sollten wissen das mit mir steht’s zu rechnen ist.

Denn es gibt nur ein Leben und deshalb weigere ich mich aufzugeben
Es gibt nur ein Leben und deshalb weigere ich mich aufzugeben

Ich vermag mich meinen Tränen mich zu erwähren,
wenn die Dinge sind ins Gegenteil verkehren
Der Menschheit ist es gelungen die Schwerkraft zu überwinden
Und ich verbeiß‘ mich wie ein Terrier um meinen Weg zu finden

Meine Damen, meine Herren

Es gibt nur ein Leben und deshalb weigere ich mich aufzugeben
Es gibt nur ein Leben und deshalb weigere ich mich aufzugeben

Es gibt nur ein Leben und deshalb weigere ich mich aufzugeben
Es gibt nur ein Leben und deshalb weigere ich mich aufzugeben

Hach ja… #24

Das Leichte ist richtig.
Beginne richtig, und es wird leicht.
Fahre leicht fort, und es ist richtig.
Der richtige Weg, das Leichte zu finden,
ist den richtigen Weg zu vergessen
und zu vergessen, dass er leicht ist.
(Dschuang-Tsu)

Hach ja… #23

„Wie elend kann man sich eigentlich fühlen?“

„Elend wird nach Richter gemessen“, lautete die Antwort.

„Wovon reden Sie da?“

„Von Erdbeben. Oder eigentlich davon, wie man Erdbeben und Elend misst. Die Mercalli-Skala endet bei 12. Richter ist prinzipiell nach oben offen. Übelkeit, Elend, Depression – alles Richter. Freude, Lust, Glück – alles Mercalli.“

das_groessere_wunder-9783423143899Aus: Thomas Glavinic: Das größere Wunder. München 2015/2

 

Hach ja… #22

„Aber“, sagte er, „Was heißt das…“
„Mehr sage ich nicht!“
„Ich will aber mehr wissen!“
„Antworten werden überschätzt.“
„Ich frage trotzdem!“
„Du wirst nichts mehr erfahren, also frag nicht!“
„Ich frage trotzdem! Wie finden wir die Schlüssel? Wie suchen wir danach? Die Welt ist groß.“

„Das stimmt, die Welt ist groß, und deshalb sage ich dir, ich weiß nicht, ob es richtig wäre, danach zu suchen. Manche Dinge findet man nicht, wenn man sie sucht, so schlau und kühn man es auch anstellen mag, denn manche Dinge kommen zu einem, wenn man gar nicht danach verlangt. Die große Liebe etwa kommt nur dann, wenn man sie eben nicht sucht. Anderes muss man suchen, suchen, suchen, nur dann gibt es eine Chance, es zu finden.“

das_groessere_wunder-9783423143899Aus: Thomas Glavinic: Das größere Wunder. München 2015

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